Brauchtum
In jeder Kultur und zu allen Zeiten hat es Masken und Verkleidungen gegeben. Zur Winterzeit treten sie wieder in den Mittelpunkt des Geschehens: Krampus und Perchten mit ihren furchterregenden Gesichtern. Die Menschen wollen „Schrecken erregen“ und die bösen Naturmächte des harten Winters vertreiben. Das Krampus- und Perchtenbrauchtum besteht seit vielen Jahrhunderten. Die Krampusläufe erfolgen in der ersten Dezemberwoche, also am Beginn der Adventzeit, die Perchtenläufe finden typischerweise Ende Dezember bis Anfang Jänner statt. In vielen Gebieten Österreichs erkennt man allerdings eine immer stärkere Vermischung dieser Bräuche. Für Zuseher sind die Gruppen, die eigentlich zu unterschiedlichen Zeiten auftreten sollten, optisch fast nicht mehr zu unterscheiden.
Nahe an der Krampus-Tradition angesiedelt, ist auch die der Perchten. Der Perchten-Brauch kommt aus heidnischer Zeit und symbolisiert den Kampf des Menschen gegen
die Elemente. Ursprünglich stammt der Percht aber von einer weiblichen Sagengestalt ab. Frau Perchta oder Berechta zieht mit ihrem Heer über das Land und bringt Fruchtbarkeit und Segen für das
kommende Jahr. Sie belohnt die Fleißigen, bestraft die Faulen und tritt stets in zweifacher Erscheinung auf: als schöne glücksbringende und als hässliche und strafende Gestalt. Durch den Einfluss
der Kirche wurde die Frau mit der Zeit zu einer männlichen Gestalt, die immer mehr an mystischen und unheimlichen Fähigkeiten gewann. Heute ist der Percht als dämonische Gestalt schlechthin
bekannt, der die verdammten Seelen einfängt und gerecht bestraft. Seine Zeit sind die Rauhnächte: 24. auf 25. Dezember, 31. Dezember auf 1. Jänner und 5. auf 6. Jänner.
Zu den ständigen Begleitern der Perchten zählen der Rosschweif und die Schellen. Letztere waren ursprünglich ein klares Symbol für die Perchten, und ließen sie so vom Krampus eindeutig
unterscheiden. Heute kann man nur mehr schwer unterscheiden, ob es sich um einen Krampus oder Percht handelt, die Bilder sind beinahe miteinander verschmolzen.
Das Wort „Percht“ kommt ursprünglich von „Bär“, bedeutet auch „bärtig“ oder „zottelig“. Gleichzeitig steht der Name Percht auch für „schön“ oder „glänzend“. Deshalb gibt es „Schön“- und „Schiach“-Perchten. Die furchterregenden Kreaturen mit Zottelpelzen und geschnitzten Holzmasken werden nicht nur von Kindern gefürchtet. Kein Wunder, lässt die tierischen Vorbildern (Wolf, Bär, Adler) Vorstellungskraft des Schnitzers heute die Geister, Teufel und Hexen der alten Sagen wieder zum Leben erwachen. Die Masken sind aus Holz geschnitzt und mit enormen Reiß- und Fangzähnen ausgestattet. Im Gegensatz zum Krampus besitzen sie allerdings mehrere Hornpaare, um damit viele „verdammte Seelen“ gleichzeitig aufspießen und ihrer Strafe zuführen zu können.
Im Zusammenhang mit den Perchten spricht man auch immer wieder vom Perchtenlauf, es ist aber eigentlich gar kein Lauf, sondern mehr ein würdevoller Zug durch die Straßen.
1. Der Nikolaus:
Am 5. und 6. Dezember wandert nach altem Brauch in Dörfern und Städten der hl. Nikolaus von Haus zu Haus. Er richtet an groß und klein seine Mahnworte, und wo es
sein muss, tritt der Krampus, der finstere Begleiter des heiligen Mannes, hervor und straft mit seiner langen Rute.
Das Vorbild unseres heutigen Nikolaus aber wurde in der zweiten Hälfte des dritten Jahrhunderts in Lykien, einer Landschaft Kleinasiens, als einziger Sohn frommer Christen geboren. Kaum
herangewachsen, machte es sich der junge Mann zur Aufgabe, das von seinen früh verstorbenen Eltern ererbte Vermögen den Armen zu schenken, ohne dass die Bescherten wissen sollten, woher die Gaben
kämen. So ist bekannt, dass er drei Mädchen, die wegen ihrer Armut keinen Freier fanden, der Reihe nach, heimlich in der Nacht, einen Goldbeutel ins Zimmer geworfen hat.
Bald wurde Nikolaus Bischof von Myra, man sprach ihm die wunderbaren Kräfte zu, Stürme zu entfachen und besänftigen zu können. Auf diese Weise wurde er Patron der Seefahrer, der
Hilfsbedürftigen und Kinder. In vielen Hafenorten stehen heute noch Nikolauskirchen.
Trotz mancher Einwände von Seite ängstlicher Pädagogen und kirchlicher Stellen ist es üblich, dass mit dem Nikolaus als dem Symbol für das Gute auch der Vertreter alles Dunklen und Bösen in der
Person des Krampus mitgeht, um dort, wo nichts zu loben ist, zu strafen und abzurechnen.
2. Die Engeln:
Kommt vom lateinischen Angelus (Bote). Sie symbolisieren neben dem Nikolaus das Licht Gottes und sind ein Zeichen für dessen Allgegenwart auch unter Dämonen und Teufeln.
3. Die Hexen:
Eine Hexe ist im Volksglauben eine mit Zauberkräften ausgestattete, meist weibliche, heil- oder unheilbringende Person, die im Rahmen
der Christianisierung häufig mit Dämonen oder dem Teufel im Bunde geglaubt wurde.
Hexen wollen bei ihren Tänzen mit dem Besen die bösen Geister vom Hof fegen. In der Kirche des Mittelalters galten die Hexen als Ketzer. Diese wurden verbrannt, weil sie angeblich durch ihr
großes Naturwissen eine ungeheure Macht hatten. In der Natur sammelten sie Kräuter, Beeren und Blätter und machten daraus heilende Salben, Medizin oder Tee. Doch nicht immer waren die Mixturen
lebensrettend. Die Kirche trieb die Menschheit mit ihren Hexenverbrennungen regelrecht in einen „Verfolgungswahn“. Dies führte manchmal soweit, dass die eigenen Nachbarn aus Eifersucht oder Haß
der Hexenausübung beschuldigt wurde und dieser unverzüglich ein grausames Schicksal wiederfahren ist. Damals wurden nicht nur Frauen sondern auch Männer für Hexer/n gehalten und verbrannt.
Märchenerzählungen – in denen Hexen als alte, hässliche Frauengestalten mit Warzen im Gesicht dargestellt wurden – spiegeln zum Teil ein völlig falsches Bild von deren Aussehen. Gemäß
Überlieferungen waren diese überwiegend jungen, schönen und zumeist auch sehr intelligenten Frauen.
In diesem Beitrag wird auch sehr viel über diesen Brauch erklärt